Samstag, 29. September 2012

Thai-Style (2)

Am Freitag auf dem Heimweg konnte ich drei Mönche beobachten, die Kokosnüsse vom Baum holten. Einer stocherte mit einem langen Stock in der Palme rum, die anderen versuchten, die fallenden Nüsse aufzugfangen. Die Kokosnüsse fielen runter und kullerten auf dem Boden rum und die drei Mönche rannten ihnen hinterher.
An der Ampel neulich sah ich einen Hund als Moped-Beifahrer. Also Beifahrer wortörtlich: Er saß hinter seinem Herrchen auf dem Moped. Nicht zwischen Sitz und Lenker oder gar vorne im Körbchen, sondern wie ein Mensch hintendrauf. Es schien ihm offenbar zu gefallen: er schleckte sein Pfötchen, legte sich hin, setzte sich wieder auf, schnupperte am Ohr seines Herrchens... Und ich hatte keine Kamera dabei!
Man muss ein bisschen was über den Buddhismus wissen, um Manches hier besser zu verstehen. Der Buddhismus ist hier Staatsreligion und der König wacht über ihn. Es gibt aber auch Christen und Muslime, allerdings deutlich weniger als Buddhisten.

Das Gerücht stimmt:
Buddhisten tun keinem Tier etwas zuleide. Sie sind gut zu jedem Lebewesen. Auf der einen Seite heißt das, dass man sich sehr sicher fühlen kann. Sie sind schließlich auch zu jedem Menschen gut. Auf der anderen Seite sollte man nicht im Supermarkt nach einem Insektenspray fragen, dass auch diese besonders großen Spinnen killt. (Zum Glück tun sie keinem Lebwesen etwas!)
Buddhisten glauben auch an Karma und mehrere Leben. Eine thailändische Bekannte ist sich also sicher, dass ihr Freund sie deshalb so schlecht behandelt, weil sie in ihrem letzten Leben selbst ein Mann war, der Frauen schlecht behandelte. Gegen diese Logik gibts eigentlich wenig einzuwenden, oder? Eine perfekte Ausrede, nichts Unangenehmes zu tun (in diesem Fall: Schlussmachen). Unangenehmes ist überhaupt so ne andere Sachen. Denn Unangenehmes gibts hier eigentlich nicht, man spricht nicht darüber. Alles ist immer gut, man macht alles toll, man hat nie Probleme. Familienprobleme? Gibt es nicht! Das Gute daran: Ein gepflegtes äußeres Erscheinen und Sauberkeit. Deshalb kann man auch überall essen, auf was man Lust hat :)
Außerdem, wie mich auch mein Zenbuch für "die moderne Frau des 21. Jahrhunderts" lehrt: Buddhisten leben im Hier und jetzt. Auch das hat viele positive Seiten (so wie es mir auch mein Zenbuch verkauft^^): Man macht sich keine Sorgen um die Zukunft, man genießt den Augenblick. Man hat jetzt Lust etwas zu tun, dann tut man es! Ein Thai macht keine Arbeit, auf die er keine Lust hat und er macht auch keine Arbeit, die viel Zeit abverlangt. Zu viel Zeit für Arbeit = Sklaverei. Man denkt nicht an Gestern. Stirbt jemand, gut, er ist jetzt bei den Geistern. Hatte man gestern Streit, okay, heute ist heute, drüber sprechen ist nicht.
Wer interessiert sich also für Geschichte? Niemand. So konnte es also zu einem dieser Vorfälle an einer Schule in Chiang Mai kommen. Abschlussfeier. Hübsche Mädchen in hübschen Kostümen führen einen Tanz auf. Nur dass diese Kostüme Uniformen aus dem Zweiten Weltkrieg waren und der Tanz mit dem Hitlergruß endete. Lehrer und Schulleiter hatten keine Ahnung von dem, was auf ihrer Bühne stattfand. Ein Besucher dieser Aufführung schon und es gab einen riesigen lokalen Skandal. Die Schule musste sich öffentlich entschuldigen.
Allerdings hat uns dieser Skandal Gesprächsstoff für ein paar große Pausen diese Woche in der Cafeteria beschert :)
Oh, noch eine buddhistische Weisheit zum Schluss: Alles mit Andacht tun. Oder war es Bedacht? Auf jeden Fall: Dass man im Augenblick lebt, heißt auch, alles, was man tut, ausschließlich zu tun. Mit Bedacht eben, kein Multitasking. Man tut nur die Sache, die man tut. Man liest nicht beim Essen (okay, blödes Beispiel, weil Thais lesen sowieso nicht), weil man sich aufs Essen konzentriert. Man putzt nicht, während man telefoniert. Man konzentriert sich nur auf diese eine Sache, die man macht. Das klassische Bild hierfür ist der Mönch, der den Hof fegt und sich völlig aufs Fegen konzentriert.
Ich hoff also, ihr habt grad alle mit Bedacht gelesen. Mann, ihr könnt ja so viel lernen :)

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