Mittwoch, 15. Mai 2013

Mein Kuala Lumpur-Abenteuer

Wir haben nicht den besten Start, diese Stadt und ich. Am Flughafen begruessen mich streikende Bankautomaten, die mir jegliche Auszahlung verweigern. Sogar die Taxifahrer sind unfreundlich. Genervt komme ich am Hotel an und versuche der Rezeption meine missliche Lage - kein Geld - zu erklaeren und bitte sie um Hilfe bei der Loesung - Geld bekommen - meines Problems. 
Auch hier werde ich nicht verstanden und mehr oder weniger auf mein Zimmer geschickt. Auf die Frage "Okay now?" antworte ich mit einem missmutigen Schulterzucken und bin total ueberfragt. Was soll ich machen? Wie und woher an Bargeld kommen? Warum funktionieren meine Karten nicht? Soll ich 2 Tage im Hotel ausharren und mir am Montag noch ein paar Scheine von Kollegen leihen, um ueberhaupt etwas zu sehen?
Deprimiert haenge ich im Zimmer. Nun bin ich allein in der fremden Fremde. So allein und so fremd, dass ich sogar meine zur Heimat gewordene Fremde vermisse. Meine geliebte Wohnung, die Soi, unser Viertel und natuerlich den geliebten J. Ich will zurueck! 
Meine Gedanken werden vom Klingeln des Telefons unterbrochen- mein erster Anruf in einem Hotelzimmer! Der Rezeptionist hat wohl doch meine Laune registriert und bietet mir Hilfe an. Mit einem Fahrer schickt er mich nach eingaengiger Pruefung meiner Karten zu einer Bank. Es klappt! Sofort lasse ich mich zum Lot10, einem der tausend Shopping Center, fahren. Dort gibt es naemlich einen H&M. Tuetenweise Klamotten und stundenlanges Probieren spaeter habe ich ein schwarzes Shirt, eine weisse, fliessende Hose (mein ganzer Stolz!) und ein paar Sandalen, die ich schon am naechsten Tag durch ein anderes Paar ersetzen werde.

Meine Entdeckerfreude wird geweckt - schlimmer als noch am Mittag kann es sowieso nicht mehr werden. Ich mache Plaene fuer den naechsten Tag und ziehe mit vollem Tatendrang los. Bei den Hotelangestellten bin ich dank der Kartensache bekannt wie ein bunter Hund - offensichtlich hatten sie grosses Mitleid mit diesem ungluecklichen Haeufchen Elend in der Lobby. Sie geben mir Tipps, wie ich die Metro benutzen kann und wo ich hinfahren soll. 
Die Metro ist so uebersichtlich wie man es sonst nur aus Paris kennt. Ich freue mich wie ein Kuchen und schaue aus den Fenstern. Wie anders die Stadt nun aussieht! Hell, freundlich, bunt - prunkvolle Moscheen reihen sich neben verspielte hinduistische Tempel. Die Frauen hier haben normale Masse, so dass ich mir nicht die ganze Zeit wie eine Kartoffel vorkomme. Alle sind freundlich, bieten ihre Hilfe an und wollen dafuer noch nicht einmal Geld. Jetzt bin ich verliebt. 
An der Sentral Stesion steige ich aus und spaziere durch Little India. Die Schaufenster der Sarilaeden sind nett, doch ich mache mich auf den Weg zu den Petronas Towers. Mitten im Golden Triangle - damit ist das Businessviertel von KL gemeint - steige ich aus und laufe zu den Towern. Noch so was Tolles: hier kann man tatsaechlich LAUFEN! Es gibt richtige Fussgaengerwege und Fussgaengerampeln... ein Traum. Die Tower selbst beeindrucken mich da weniger. Direkt nebenan tapse ich auf der Suche nach Mittagessen in ein Shoppingcenter. 
Das malayische Essen wurde mir schon im Voraus angepriesen: Lecker, lecker und vor allem abwechlungsreicher als das thailaendische Essen auf Dauer. Es ist anders und vor allem ist es viel reichhaltiger. Bisher hatte ich immer irgendwelche Nudelgerichte, weil die extrem lecker sein sollen. Schlechte Desserts machen sie auch nicht, auf dem Rueckweg hab ich mich vor die Towers gesetzt, um ein Profiteroles abzuwickeln. 
Ansonsten, die Stadt selbst... Es gibt ueberall Tuerme (menaras), anscheinend darf sich jedes mehrstoeckige Gebaeude Turm nennen. Ueberall wird gebaut, vor allem weitere Tuerme sind in Arbeit. Die ganzen Baustellen, an denen ich vorbeitigere, kann ich kaum mit beiden Haenden zaehlen. 

Die malayische Sprache klingt etwas hart und hat fast ein bisschen was Deutsches. Das Beste ist: lateinische Schrift! Ich kann alles lesen, was auf den Schildern steht. Manche Woerter kann man sich so ganz gut herleiten, was wirklich ein tolles Gefuehl ist. 
Es ist also beschlossene Sache: KL ist mein kleines Europa in Suedostasien. Shoppingcenter an Shoppingcenter, ein ausgebautes Nahverkehrsnetz, Hochhaeuser... Trotzdem, ich muss zugeben: ich freue mich richtig auf MEIN Thailand. 

Fotos kommen noch!

Sonntag, 5. Mai 2013

Go with the flow

Ihr Lieben, nein, wir sind nicht zu Hippies mutiert. Aber, ich kann euch trotzdem was verraten: Bei uns passiert zur Zeit so gut wie gar nichts. Wir wurden nicht mehr abgezockt, mussten uns ueber nichts aergern, die Mopeds sind nach einem Batterietausch beide wieder wie neu...
Wir geniessen das Leben hier, auch wenn es in den letzten zwei Wochen mit Arbeit zugepflastert war.  Trotzdem waren wir oft aus, in verschiedenen Restaurants, neue Garkuechen ausprobieren, auf der Suche nach dem besten Cocktail der Stadt.
J spielt jetzt in einem Internationalen Basketballteam  mit ziemlich netten Leuten von ueberall her. Ich spiele zwar nicht (nachdem ich erneut feststellen konnte, dass Ballsportarten in einem Team, in dem alle besser, schneller und groesser als ich sind, nichts fuer mich ist), aber ich gehe gerne mit essen oder was trinken oder ins Kino...
Auch das Leben im Haus hat sich ein bisschen veraendert. Pen und But, unsere Concierges, sind nach einer spontanen Kuendigung ebenso spontan wieder aufgetaucht und sind seitdem sehr offen, hilfsbereit und lustig. Ihr Baby, die kleine Ba, wird dicker und groesser und holt die paar Kilos auf, die ihr wegen der Fruehgeburt noch fehlten. Sie wird immer lebhafter und man hoert sie auch des oefteren mal kraeftig schreien, vor allem wenn sie Hunger hat. Jedes Mal, wenn ich sie sehe, mache ich Fotos von ihr, damit Pen und But Erinnerungen haben (mit gerade einmal 200 Euro Gehalt im Monat hat man solche Dinge wie einen Fotoapparat nun mal nicht). Manchmal sind nachmittags alle da und wir haben eine Art Zusammenkunft vorm Haus: Unser Internationales Baby liegt dann in der Wiege und schnarcht oder bekommt deutsche Geschichten ins Ohr gefluestert, But spielt Federball, immer auf der Suche nach dem naechsten Gegner, die Amerikanerinnen stehen drumrum und lassen sich hin und wieder einspannen, Pen versorgt uns mit Mandarinen und wedelt mit einer Fliegenklatsche die Fliegen vom Babykoepfchen weg.

Ueber was sollte ich mich also hier beschweren? Ausser ueber zu viel Arbeit? Naja, daran koennt ihr auch nichts aendern und ich gerade auch nciht und ausserdem ist gerade ein langes Wochenende (Kroenungstag!)
Mein groesstes Problem zur Zeit ist es, Klamotten zu finden. Alle Shirts hier sind so weit geschnitten. Nun sind aber auch meine Hosen weit. Zum Einen, weil es Stoffhosen sind, die gar nicht so eng anliegen koennen wie ne Jeans, zum Andern, weil Kickboxen ne ganz schoene Figur macht. Stellt euch jetzt bloss nicht vor, dass ich auf einmal schlank und gutaussehend bin, das nicht, aber immerhin wurden mir meine Hosen zu gross - was ich zur Zeit doch auch ein bisschen als Nachteil betrachte. Naja. was ich eigentlich sagen wollte: weite Hose + weites Shirt = zu weit. Also soll was anderes her und ich bin immer noch auf der Suche. Falls einer Stylingvorschlaege hat - per mail an mich! Bedenkt dabei nur, dass wir quasi durchgehend 30 Grad haben und dadurch einiges rausfaellt.
Was freu ich mich auf den deutschen Herbst und bunte Blaetter und bunte Strumpfhosen und Kleider und dann einen deutschen Winter mit noch mehr Strumpfhosen und dicken Jacken und Strick und .... auf euch :)
Liebe Gruesse von unserem kleine suedostasiatischen Teil. Fuehlt euch gedrueckt!