Sonntag, 19. August 2012

Lost in translation

Freitag nachmittag, Training. Rechter Kick, linker Kick, in den Bauch, Knie, rechter Arm, linker Arm - alles auf thai. Andere kleine Sätze: Wo ist der Night Bazaar? Wie komme ich mit dem motöösay dorthin? Wann treffen wir uns heute abend? Ich lerne tausend neue Wörter.
Freitag Abend, Muay Thai Super Big Match. Silvie wird in den Ring steigen, wir fahren mit den andern aus dem Training hin. Die andern, die sprechen hauptsächlich englisch. Oder thai.
Silvie, die Kämpferin, Ami, spricht deutsch. Acht Monate studierte sie Philosophie und Literatur in Berlin. Wir unterhalten uns, verstehen uns gut, erzählen uns von unsern Lieblingsbüchern. Zum größten Teil dann doch auf englisch. Auf dem Weg zum Kampf dann ich und acht native speaker - so geht der Abend weiter. Englisch, thai, englisch, thai.
Insgesamt gibt es acht Kämpfe. Jeder Kampf besteht aus fünf Runden, jede Runde dauert drei Minuten und zwischen jeder Runde sind zwei Minuten Pause. Es wird ein langer Abend. Die Stimmung ist super. Das Publikum ist euphorisch und laut, schreit dazwischen, klatscht und buht. Ich lasse mich mitreißen, schreie auf deutsch mit. "Jetzt geh doch mal näher ran! Fuß höher! Du Spack, du sollst nicht rückwärts gehen! Drauf! Häng dich nicht immer in die Seile, du Feigling!"Irritierte Blicke. Jackson neben mir wundert sich, was für Laute ich von mir gebe und schmunzelt. Jim auf der anderen Seite verwickelt mich in ein langes Gespräch. Er ist Mitarbeiter der australischen Botschaft und erzählt mir von Birma und seinen Kindern und seiner Arbeit und der Schule seiner Kinder und... Währenddessen erhitzen sich die thailändischen Gemüter rechts und links neben uns immer mehr, das Geschrei wird immer lauter. Jackson stupst mich an und erzählt mir irgendwas Unverständliches. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis ich endlich verstehe, was er mir sagt: Die haben alle gewettet! Der Ire ausm Training versucht, ebenfalls eine Wette abzugeben (auf Silvie, natürlich), wird aber immer wieder grimmig abgewiesen. Er gibt nicht auf. Silvie steigt in den Ring und beschwört - wie üblich - die Geister. Ein traditioneller Tanz bittet sie um Schutz und darum, den Gegner zu verfluchen. Wir werden nervös. Die native speaker um mich rum reden schnell, lachen über die Wettversuche des Iren. Silvie kriegt auf die Mütze, einmal, zweimal, oft. Ich verstehe langsam kein Wort mehr um mich rum, werde müde, will nur noch heim. Die andern kapieren es und sprechen mich schon gar nicht mehr an. Auf der Rückfahrt auf der Ladefläche eines Pick-Up unternimmt Kevin, Silvies Mann, noch einen Versuch, mich in eine Unterhaltung mit einzubeziehen. Ich will ins Bett! Kein Englisch mehr! Wenn es wenigstens französisch wäre!
Samstagmorgen, nach einer viel zu kurzen Nacht. Thaiunterricht, Kruuh Kung wartet. Und wer wirft alle Vokabeln durcheinander??? Gelernt hab ich, doch ich hänge einfach unterschiedliche Silben aneinander.

Lost in transation also, zum ersten Mal hab ich ne Ahnung, was dieser Filmtitel denn aussagen könnte. Wer den Film nicht kennt, gucken! Ich geh stattdessen Vokabeln lernen, fragt sich nur welche...

Montag, 13. August 2012

Das Ende der Freiheit...

... morgen geht die Schule los! Musste sogar schon gestern anfangen zu arbeiten :)
Letzte Woche war vollgepackt mit einem Einstiegswochenprogramm, also Kulturkurs (keine Gehirnwäsche, sondern Unterricht in thailändischer Kultur), Kennenlernkaffee (vielleicht ein kleines bisschen versuchte Gehirnwäsche), Kennenlerndinner, Dienstbesprechung 1, Dienstbesprechung 2, Dienstbesprechung die soundsovielte...
Am spannendsten war da noch der Kulturkurs. Angefangen bei der Frage: Wie begrüße ich richtig? Also: Man legt beide Handinnenflächen aufeinander, spreizt den Daumen ab, Fingerspitzen zeigen nach oben, Daumen zum Körper. Mit den Fingerspitzen auf Kinnhöhe darf man Leute im gleichen Alter und Leute, die in der Hierarchie unter einem stehen, begrüßen. Daumen am Kinn, Fingerspitzen hoch an der Nase vorbei - Begrüßung für Leute ÜBER einem selbst. Daumen an der Nase, Fingerspitzen weit nach oben, so werden die absoluten VIPs begrüßt. Wobei die Bezeichnung VIP in diesem Fall Ärzte, thailändische Chefs und Mönche mit einschließt. Der König hingegen ist wieder so VIP, dass der ne ganz eigene Begrüßung hat - falls ich mich richtig erinnere, muss man sich dazu auf den Boden legen. Der König hat auch ne eigene Sprache und ein eigenes Lied und ein paar Feiertage. Heute und gestern stand zum Beispiel der Geburtstag der Königin ins Haus, ein ziemlich wichtiger Tag. Von den anderen kulturellen Besonderheiten liest man auch in den Reiseführern: Fass niemandem an den Kopf. Der Kopf ist das höchste Teil des Körpers und muss geehrt werden. Die Füße sind das niedrigste Körperteil - bloß nie mit den Füßen in die Richtung eines Menschen zeigen! Füße in den Tempeln am besten verstecken und nie, nie, nie mit den Füßen auf Buddha zeigen. Niemals einen Mönch anfassen, geschweige denn, ihm etwas geben. Denn dann muss er ein laaaaaanges Reinigungsritual durchlaufen.
Ganz lustig war auch der Teil des Kurses, der sich mit traditionellen Künsten (Drama) und Tänzen beschäftigt hat, vor allem, weil ein Kanthoke-Dinner Teil des Kurses war. Bei so einem Dinner sitzt man auf dem Boden, das Essen wird auf einem kleinen runden Tisch gebracht, der voll mit kleinen Schälchen und Leckereien ist, die ständig nachgefüllt werden. Frittierte gelbe Nudeln sind echt lecker! Nach dem Essen geht dann eine Bühenshow los, jede Menge Tänze. Nun verstehen die Thais unter "tanzen" oder "ein Tanz" nicht so ganz das, was wir verstehen. Kein Rumgehupfe, kein Arschwackeln, kein Im-Kreis-Drehen und lachen. Jeder Tanz hat eine strenge Choreografie. Ein paar langsame Schritte in einer bestimmten Abfolge und die Hände bzw, auch nur die Handgelenke auf seltsame Art und Weise umeinander rumdrehen. Die Thaichefin von der Schule, die mit uns dort war, hat mich gegen Ende zum Tanzen auf die Bühne gezogen, Hierarchie und so, darf ich nicht nein sagen - peinlich! Aber ich habs überlebt :)
Oh, da fällt mir ein: Entwarnung wegen der Schlange/den Schlangen. Unser Schulschlangenexperte/fan/liebhaber/freak hat hier noch keine giftigen gesehen, und die, die neulich zu Besuch war, war wohl eine liebe kleine harmlose laotische Irgendwas-Natter. Ein anderer hat mir aber gleich geraten, mir nicht nur einen gegabelten Stock, sondern auch noch eine Machete zuzulegen. Damit ich der Schlange den Kopf abschlagen kann, versteht sich. Wobei ich mir noch nicht einig bin, ob es schlimmer ist, dass eine Schlange am Haus vorbeizischt oder dass ich ihr den Kopf abschlage (soweit dass denn überhaupt geht, da könnt ich ja gar keinen Sicherheitsabstand wahren . oder war dafür der gegabelte Stock?) und der dann hier rumkugelt. Hui, jetzt brauch ich neue Bilder im Kopf (es ist nämlich schon wieder dunkel), bevor ich später ins Bett gehe. Buch her - tschüüüüüüs!

Dienstag, 7. August 2012

SCHLANGENALARM!!!!!

Außerplanmäßiger Zwischenfall:
Schlange vor der Treppe, vor meiner Eingangstreppe, direkt daneben!!!! Als ich gießen gehen wollte!
Ich brauch Gummistiefel und einen Stock, um den Weg vor mir abzuklopfen! Hilfe!!!!

Sonntag, 5. August 2012

Liebes Fototagebuch...


 Ein bisschen was erzählen euch diese Bilder, die in den letzten paar Tagan an den verschiedensten Plätzen entstanden sind.Dieses Mal waren wir zum Essen auf dem Sunday Walking Market, wo es alles gibt. Das obligatorische frittierte-Insekten-Foto hab ich mir allerdings geschenkt.






 Die Fressmeile auf dem Weg zu unserem Mubaan blüht erst in der Dämmerung richtig auf, dann ist das meiste Leben auf der Straße. .
 Den Papayasalat kann ich nach wie vor nur mit Toastbrotbeilage essen -zu scharf!!!!
 Beim Lanna Muay Thai ess ich allerdings zur Abwechslung mal gar nicht - so ungefähr siehts dort aus. Vor den Spiegeln trainiert jeder für sich selbst, bevor er dann an die Sandsäcke und dann zu einem der Trainer in den Ring geht. Ne Klimaanlage wär schön!

Diese uralte Frau mit drei Zähnen im Mund fand ich so süß, dass ich ein Foto machen musste. Vom Fotomachen bekam ich ein schlechtes Gewissen, weshalb jetzt so ein kleiner grüner Spielball neben der Küche an der Wand hängt (Unsinnskauf #1)

Donnerstag, 2. August 2012

lanna muy thai - oder: - Bin ich verrückt?

Heute war also der große Tag, der mich ganz nervös machte: Ich war zum ersten Mal Thaiboxen. Im Thaiboxcamp (falls ihr gucken wollt: www.lannamuaythai.com). Gefunden hab ich es nur mit Hilfe einer Thai, die mir voraus gefahren ist. (Meine ursprüngliche Ausrede wäre nämlich gewesen: Liegt so abgelegen, hab ich net gefunden!)
Also dort. Jede Menge sportliche, durchtrainierte Sportler mit Sixpacks und 0,00 Gramm Fett. Und ich. Die Beschreibung erspar ich mir aber :) Zuerst sollte ich 5km joggen gehen. Durchgehalten habe ich ganze 10 Minuten (naja, aber zu meiner Verteidigung: 33 Grad und Sonne). Dann 30 Minuten Seilspringen, respektive ganze fünf. Schattenboxen mit verschiedenen rechten und linken Haken. Irgendwann fielen mir die Arme hab und ich hab mich auf eine Bank geschmissen und den Sportlern zugeschaut. Bis ich zu einem der Trainer in den Ring gerufen wurde. Das hat richtig Spaß gemacht: verschiedene Box-Moves, Schienbeinkick in die Flanke des anderen, Kniekick in seinen Bauch, Ellbogenkicks und das volle Abwehrprogramm. Auch wenns Spaß gemacht hat - nach zwei kurzen Runden bin ich fast gestorben. Zwischendrin durfte ich sogar Pause machen und der Trainer hat mir fürsorglich Wasser in den Mund gekippt (Boxhandschuhe!) - so viel genützt hats aber nicht. Wobei ich doch recht stolz war, dass ich überhaupt ein bisschen durchgehalten hab :) Am Samstag geh ich wieder - jetzt wisst ihr Bescheid, ich kann also keine Ausreden mehr erfinden. Wobei - diesen Weg wieder zu finden, ob ich das schaffe?
Ansonsten ist ein bisschen der Alltag eingekehrt: Thaiunterricht, einkaufen, chillen (am Pool), Garküche... Heute hab ich eine kleine Bar entdeckt, nahe der Fressmeile. Muss ich die Tage mal austesten. Morgen geht das Schulprogramm schon los, mit einem ersten Kurs in thailändischer Kultur, den jeder Ausländer innerhalb der ersten drei Monate absolvieren muss. Juhu.
Meine Arme zittern noch ein bisschen und ich vertipp mich ständig. Gute Nacht!