Sonntag, 23. Februar 2014

Glückszahl 3???

Diese Woche war geprägt von drei Ereignissen, von denen ich euch erzählen will. 

Begonnen hat alles auf einem Klassenausflug. Eigentlich ein perfekter Ausflugstag: Minigolf spielen, manchmal hab ich sogar getroffen, Schlittschulaufen in der neuen coolen Eishalle Sub Zero, Eisessen... Doch dann: Die Bauchtasche des anderen erwachsenen Begleiters (im Folgenden nur noch X genannt) fehlt! X rennt mit einem thailändisch Sprechenden zurück zur Eishalle, eine Ewigkeit sind sie weg, doch ohne Erfolg kommen sie zurück. Aber - der Autoschlüssel ist auch in besagter Tasche! Wir kommen also nicht heim! Und außerdem: War das Verhalten der Putzfrau nicht verdächtig? Als komplette Klasse gehen wir zurück und klagen unser Leid, ohne Schlüssel kommen wir doch nicht zurück! X wird mit Übersetzer hineingebeten, um sich Überwachungsvideos anzuschauen (was er dann auch die gefühlten nächsten Stunden tun wird!). Wir warten draußen, weisen immer wieder darauf hin, dass die Schlüssel fehlen und wir nicht heimkommen. Irgendwann werden wir auch hineingelassen. Für die Klasse beginnt ein Detektivspiel: Fragen, suchen, fragen, suchen, an verschiedenen Stellen in verschiedenen Gruppierungen nach der Bauchtasche suchen... Die Polizei rückt an. Das Personal wird verhört und ich muss den Verhören beiwohnen. Fragt nicht warum, ich hab keine Ahnung! Die 2te Putzfrau hat schon geweint und wird im Verhör auch emotional. In Ermangelung einer weiblichen Polizistin soll ich sie abtasten, aber meine entsetzte Reaktion macht über die Sprachbarriere hinweg deutlich, dass ich das nicht möchte. Ich muss mich um Abholdienste und Telefonanrufe kümmern und darf gehen. Der Polizist war sicher froh, es nicht mehr mit mir zu tun zu haben, denn seine Verärgerung, dass ich nicht alles verstehe, hat er mehr al deutlich gemacht. X wird ebenfalls "verhört", der Polizist möchte, dass er sagt, er habe seine Bauchtasche woanders liegen lassen, aber nicht hier. X ist sich aber sicher: Er hat die Tasche auf der Toilette vergessen! Der Polizist wird noch wütender.

Nach 2 Stunden, während denen es kälter und kälter wird, lassen sich die ersten abholen. Übrig bleiben X, 3 aus der Klasse und ich. Die drei Übriggebliebenen suchen noch ein bisschen, als aber weiterhin nichts auftaucht, verlieren auch sie die Lust und wir spielen "Wer bin ich?".
 J ruft an, wo ich denn bleibe? Mittlerweile ist es 17 Uhr am Abend, ich hätte um 14:00 zuhause sein sollen. In dem Moment taucht der rassistische Polizist in meinem Blickwinkel auf und schwingt die Bauchtasche! Sie ist aufgetaucht! Das ganze Personal und alle Schaulustigen umringen uns, X packt aus und prüft, was fehlt, ich muss ihn dabei filmen. Ein deutscher Geldbeutel mit 400 Euro drin fehlt noch.Trotzdem - wir verlassen - endlich! - die Eishalle und lassen die Klasse Süßigkeiten kaufen. Schon folgt ein Anruf: Der andere Geldbeutel ist auch da... Um 19:00 war ich schließlich daheim. Die Klasse erzählt so begeistert von diesem Tag, dass alle denken, ich hätte mir ein besonders tolles Spiel ausgedacht ;)

Am Tag nach dem Ausflug ist zum Glück mein freier Tag, den ich in aller Ruhe genieße. Nachmittags will ich in den Kostümverleih. Wir verschieben die ausgemachte Zeit zwei Mal, doch dann mache ich mich auf den Weg und komme genau... bis zur zweiten Ecke. Die Ampel ist rot. Ich fahre an, langsam um die Kurve, da zieht es die Icon gerade unter mir weg. Ich strecke die Arme hoch, lasse mich fallen und über die Straße rollen. Alle Autos stehen noch. Ich liege kurz auf der Straße, stehe sofort auf, mache den Motor der Icon aus - Umweltverschmutzung! Ein paar Thais um mich herum wollen wissen, ob alles okay ist, zeigen mir den Weg ins Krankenhaus. Nein, ich fahr heim. Also: Ich hab mir ein paar Schürfwunden zugezogen, an den Handinnenflächen und an den Knien. Meine Jeans hat die neue Farbe öl-schwarz angenommen und hat einen Riss. Die Schürfwunden brennen ein paar Tage und nerven, aber ich hab richtig GLÜCK gehabt!!! Auch am nächsten Tag hat mir nichts weh getan, ich wollte nur die ganze Zeit schlagen, also nichts Neues ;) 

Stimmt, also, der Kostümverleih. Samstags bin ich als Begleiterin von S auf eine Geburtstagsparty eingeladen, im Imperial Hotel! Dort hat auch Owen Wilson gewohnt! Motto: Märchen und Superhelden. Ich leihe mir eine Perücke aus, ziehe mein goldenes Shirt an und gehe als Goldmarie. Die Party also, ein Paralleluniversum! Die Lanna-Prinzessin ist zu Gast, ein Mitglied des Parlaments und jede Menge anderer C-Promis. Oft werden wir gefragt: "Oh wer seid ihr? Ich habe euch noch nie auf einem Event gesehen!" Fremde machen sich sofort zu "Freunden": "Was, du warst noch nie in Hua Hin? Du musst uns einfach besuchen!" "Danke, ..., äähh, wie heißt du nochmal?" Ich bin nicht für die gesellschaftlichen Parkette dieser Welt geschaffen! Trotzdem, es war eine tolle Feier, amüsant und schön und an einem tollen Ort.

Das war also die letzte Woche. Ich hoffe, die nächste wird weniger turbulent! Meldet euch, lasst mich wissen, dass es euch gut geht und was ihr gerade so macht. Ich freu mich immer!

Sonntag, 9. Februar 2014

Pilgern zum Goldenen Felsen

 Morgens früh um sechs machten wir uns in einem klapprigen, vollgestopften LKW auf dem Weg hoch zum Berg Kyaiktiyo.
Dort ist eine Pagoda, die neben der Shwedagon Pagoda in Zangon zu den wichtigsten Pilgerstätten in Myanmar zählt. Ganz aufgeregt mischten wir uns unter die Pilger. Unterwegs hielten wir ständig, weil verschiedene Leute um Spenden für verschiedene Projekte baten - und die Burmesen spenden wohl wie die Weltmeister. Ganz oft besteht ein solches Projekt darin, eine neue, gleich aussehende Pagoda neben die alte zu bauen ;) Das nennen die Pflege von kulturellen Stätten ;) 

 Oben angekommen, waren wir trotz der frühen Stunde nicht allein. Viele andere Pilger waren schon dort und machten sich an den "Aufstieg", der allerdings nur noch 20 Minuten dauert und an jeder Menge Verkaufsständen vorbeiführt. Später erfahre ich aus einem Buch von Ma Thanegi (Echt empfehlensert: Pilgerreise in Myanmar, siehe auchhttp://www.unionsverlag.com/info/person.asp?pers_id=1737 ), dass das für die Burmesen dazugehört beim Pilger: Einkaufen. Und die Frauen verkaufen sowieso, was sie gerade haben, denn sie sind wohl sehr geschäftstüchtig ;) 
Obwohl wir offensichtlich Ausländer waren, nervte uns niemand mit Kaufangeboten, die Burmesen waren sich tatsächlich selbst die besten Kunden. Laut Besucherbuch, in das sich alle Ausländer eintragen müssen, waren wir übrigens die ersten Touristen an diesem Tag.
 Die Mönche in Myanmar tragen eigentlich alle rot, wieder ein Zeichen für eine bestimmte Glaubensrichtung. Ganz junge Mönche sind keine Seltenheit und dass sie so zahlreich sind, auch nicht. Jeder burmesische Mann buddhistischen Glaubens geht der Regel nach zweimal in seinem Leben für mindestens sechs Wochen am Stück ins Kloster. Zwischen 15 und 20 und noch einmal zwischen 50 und 60. Das soll vor allem die Gesundheit fördern, da die Männer sich in der Zeit auf das Wesentliche konzentrieren und ihre Seele pflegen. Machen wir uns nichts vor, Buddhismus war schon immer ein bisschen eine Männerreligion. Für die Frauen gibt es diese Möglichkeiten auch, allerdings in einem etwas anderen, lockereren Rahmen: Sie können sich als Gruppe zusammenschließen und für ein paar Wochen zu einem Tempel ihrer Wahl fahren. Dort sind gratis Schlafplätze vorhanden (natürlich nicht Schlafplätze à la Hotel, sondern im Prinzip eine große, offene Halle) und versorgen können sie sich selber. Ihr Aufenthalt dort besteht dann aber auch aus einem spirituellen Programm, das heißt also auch ein paar Stunden Meditation pro Tag.
 Hier sieht man im Hintergrund schon den eigentlichen goldenen Felsen. Die Aussicht war grandios. Obwohl so viel los war, schien der Ort von einer fantastisch beruhigenden Stille umgeben zu sein. 
Trotzdem wurden wir genau an diesem Felsen "entdeckt". Wie gesagt, wir waren bisher die einzigen Ausländer, eine wahre Sensation an diesem etwas abgelegenen Ort. Unsere Fototermine gingen los! Schüchtern kamen die Burmesen auf uns zu und baten uns, mit ihnen zu posieren. Was für ein Spaß!
 Angekommen am eigentlichen Goldenen Felsen, der anscheinend die Schwerkraft besiegt und dort sicher und stabil liegt. Um ihn herum stehen sich die Pilgerer auf die Füße. Die Männer dürfen auf eine Plattform direkt am Felsen und ihn mit noch mehr echtem Blattgold bekleben und dadurch Buddha huldigen. Männerreligion, wie gesagt ;) Aus dem Staunen kamen wir überhaupt nicht raus. Zu dem Felsen gibt es natürlich eine passende Legende, die damit beginnt, dass Buddha aus Dankbarkeit einem seiner treuen Anhänger ein Haar von sich schenkte. Der goldene Fels wiederum stammt dann aus den Tiefen des Meeres...
Mittlerweile waren wir nicht mehr die einzigen Ausländer, wurden aber immer noch mit Fototerminen überrannt. Dann fand das ganze Abenteuer ein abruptes Ende...
... denn es begann aus Kübeln zu schütten! Barfuß flüchteten wir zu einem viel zu weit entfernt gelegenen Unterschlupf, kamen durchnässt und frierend an, wurden aber so warmherzig und freundlich aufgenommen, dass uns das auch wieder egal war. 



Durch diesen Urlaub habe ich angefangen, mich viiiel mehr mit Myanmar zu beschäftigen. 
Eine Seite davon ist die Spiritualität, die in diesem Land gelebt wird. Ich habe eine Meditationsmethode von dort mitgebracht meditiere nun regelmäßig. Hab ich vorher auch schon, allerdings auf eine andere Art. Bei dieser geht es darum, die Vergänglichkeit aller Dinge akzeptieren zu lernen. Man kann davon halten, was man will, aber ich genieße es und mir tut es gut.
Die andere Seite - und vielleicht auch gleichzeitig die Kehrseite der Medaille - ist die Politik und die teilweise nicht beachtete Religionsfreiheit dort. Immerhin ist immer noch die Militärjunta an der Macht und viele Menschenrechte werden mißachtet. Hier im Norden Thailands sind deshalb viele burmesische Flüchtlinge, aber auch NGOs. Nächste Woche machen wir bei einem Run for relief mit, bei dem Spenden für verschiedene Projekte gesammelt werden. 
Auch mit den "mordenden Mönchen" beschäftig ich mich ziemlich. Kommentare wie "und das zu den friedlichen asiatischen Religionen" hab ich schon oft gehört, vor allem von Leuten, die ihre Religion für besser halten. Ich denke aber, dass es ist wie immer: Schwarze Schafe gibt es überall. Die Burmesen, mit denen ich das Vergnügen hatte, waren herzlich, freundlich, hilfsbereit und sehr offen. Noch immer bin ich ganz fasziniert!