Sonntag, 9. Februar 2014

Pilgern zum Goldenen Felsen

 Morgens früh um sechs machten wir uns in einem klapprigen, vollgestopften LKW auf dem Weg hoch zum Berg Kyaiktiyo.
Dort ist eine Pagoda, die neben der Shwedagon Pagoda in Zangon zu den wichtigsten Pilgerstätten in Myanmar zählt. Ganz aufgeregt mischten wir uns unter die Pilger. Unterwegs hielten wir ständig, weil verschiedene Leute um Spenden für verschiedene Projekte baten - und die Burmesen spenden wohl wie die Weltmeister. Ganz oft besteht ein solches Projekt darin, eine neue, gleich aussehende Pagoda neben die alte zu bauen ;) Das nennen die Pflege von kulturellen Stätten ;) 

 Oben angekommen, waren wir trotz der frühen Stunde nicht allein. Viele andere Pilger waren schon dort und machten sich an den "Aufstieg", der allerdings nur noch 20 Minuten dauert und an jeder Menge Verkaufsständen vorbeiführt. Später erfahre ich aus einem Buch von Ma Thanegi (Echt empfehlensert: Pilgerreise in Myanmar, siehe auchhttp://www.unionsverlag.com/info/person.asp?pers_id=1737 ), dass das für die Burmesen dazugehört beim Pilger: Einkaufen. Und die Frauen verkaufen sowieso, was sie gerade haben, denn sie sind wohl sehr geschäftstüchtig ;) 
Obwohl wir offensichtlich Ausländer waren, nervte uns niemand mit Kaufangeboten, die Burmesen waren sich tatsächlich selbst die besten Kunden. Laut Besucherbuch, in das sich alle Ausländer eintragen müssen, waren wir übrigens die ersten Touristen an diesem Tag.
 Die Mönche in Myanmar tragen eigentlich alle rot, wieder ein Zeichen für eine bestimmte Glaubensrichtung. Ganz junge Mönche sind keine Seltenheit und dass sie so zahlreich sind, auch nicht. Jeder burmesische Mann buddhistischen Glaubens geht der Regel nach zweimal in seinem Leben für mindestens sechs Wochen am Stück ins Kloster. Zwischen 15 und 20 und noch einmal zwischen 50 und 60. Das soll vor allem die Gesundheit fördern, da die Männer sich in der Zeit auf das Wesentliche konzentrieren und ihre Seele pflegen. Machen wir uns nichts vor, Buddhismus war schon immer ein bisschen eine Männerreligion. Für die Frauen gibt es diese Möglichkeiten auch, allerdings in einem etwas anderen, lockereren Rahmen: Sie können sich als Gruppe zusammenschließen und für ein paar Wochen zu einem Tempel ihrer Wahl fahren. Dort sind gratis Schlafplätze vorhanden (natürlich nicht Schlafplätze à la Hotel, sondern im Prinzip eine große, offene Halle) und versorgen können sie sich selber. Ihr Aufenthalt dort besteht dann aber auch aus einem spirituellen Programm, das heißt also auch ein paar Stunden Meditation pro Tag.
 Hier sieht man im Hintergrund schon den eigentlichen goldenen Felsen. Die Aussicht war grandios. Obwohl so viel los war, schien der Ort von einer fantastisch beruhigenden Stille umgeben zu sein. 
Trotzdem wurden wir genau an diesem Felsen "entdeckt". Wie gesagt, wir waren bisher die einzigen Ausländer, eine wahre Sensation an diesem etwas abgelegenen Ort. Unsere Fototermine gingen los! Schüchtern kamen die Burmesen auf uns zu und baten uns, mit ihnen zu posieren. Was für ein Spaß!
 Angekommen am eigentlichen Goldenen Felsen, der anscheinend die Schwerkraft besiegt und dort sicher und stabil liegt. Um ihn herum stehen sich die Pilgerer auf die Füße. Die Männer dürfen auf eine Plattform direkt am Felsen und ihn mit noch mehr echtem Blattgold bekleben und dadurch Buddha huldigen. Männerreligion, wie gesagt ;) Aus dem Staunen kamen wir überhaupt nicht raus. Zu dem Felsen gibt es natürlich eine passende Legende, die damit beginnt, dass Buddha aus Dankbarkeit einem seiner treuen Anhänger ein Haar von sich schenkte. Der goldene Fels wiederum stammt dann aus den Tiefen des Meeres...
Mittlerweile waren wir nicht mehr die einzigen Ausländer, wurden aber immer noch mit Fototerminen überrannt. Dann fand das ganze Abenteuer ein abruptes Ende...
... denn es begann aus Kübeln zu schütten! Barfuß flüchteten wir zu einem viel zu weit entfernt gelegenen Unterschlupf, kamen durchnässt und frierend an, wurden aber so warmherzig und freundlich aufgenommen, dass uns das auch wieder egal war. 



Durch diesen Urlaub habe ich angefangen, mich viiiel mehr mit Myanmar zu beschäftigen. 
Eine Seite davon ist die Spiritualität, die in diesem Land gelebt wird. Ich habe eine Meditationsmethode von dort mitgebracht meditiere nun regelmäßig. Hab ich vorher auch schon, allerdings auf eine andere Art. Bei dieser geht es darum, die Vergänglichkeit aller Dinge akzeptieren zu lernen. Man kann davon halten, was man will, aber ich genieße es und mir tut es gut.
Die andere Seite - und vielleicht auch gleichzeitig die Kehrseite der Medaille - ist die Politik und die teilweise nicht beachtete Religionsfreiheit dort. Immerhin ist immer noch die Militärjunta an der Macht und viele Menschenrechte werden mißachtet. Hier im Norden Thailands sind deshalb viele burmesische Flüchtlinge, aber auch NGOs. Nächste Woche machen wir bei einem Run for relief mit, bei dem Spenden für verschiedene Projekte gesammelt werden. 
Auch mit den "mordenden Mönchen" beschäftig ich mich ziemlich. Kommentare wie "und das zu den friedlichen asiatischen Religionen" hab ich schon oft gehört, vor allem von Leuten, die ihre Religion für besser halten. Ich denke aber, dass es ist wie immer: Schwarze Schafe gibt es überall. Die Burmesen, mit denen ich das Vergnügen hatte, waren herzlich, freundlich, hilfsbereit und sehr offen. Noch immer bin ich ganz fasziniert!

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